Laos: Nachdenkliches zum Abschluss

Ich war ein paar Tage still, ich weiß. Viele, sehr ambivalente Gedanken umkreisen mich.

Es fing damit an, dass ich eigentlich keine Lust mehr hatte, zu fotografieren. Mich darum zu bemühen, um den Müll herum zu fotografieren; nach der Perspektive zu suchen, die die Schönheit herausstellt und die Kehrseite verdeckt.’Schöne‘ Bilder zu produzieren. Weil sich immer mehr Widersprüche gezeigt haben, immer mehr Fragen aufgetaucht sind, Gefühle aufgetaucht sind, die nicht immer nur positiv gefärbt waren – Laos, ein noch sehr ursprüngliches, für Reisende abenteuerliches Land. Mit Herausforderungen und Unwâgbarkeiten, ‚Ursprünglichkeit‘, ‚Authentizität‘.

Für wen? Für uns privilegierten Reisenden mit dem entsprechenden Geldbeutel?

Was ich auch sehe:

Eine gewaltvolle Vergangenheit, geprägt von kriegerischen Auseinandersetzungen. Nur ein Beispiel: wer weiß schon, dass hier während des Vietnamkrieges mehr Bomben abgeworfen worden sind als während des gesamten zweiten Weltkrieges ?

Politisch geprägt durch einen autoritären Einparteien-Staat, in dem kritischen Stimmen nicht erwünscht sind. Politische Kader, die sich, nach vorsichtiger Öffnung zur Marktwirtschaft weiterhin bereichern, während auf anderer Seite bittere Armut herrscht.

Eine Bildungspolitik, die nur denjenigen nutzt, die Beziehungen oder Geld haben, weil man ohne dies keine Chance auf einen (besser bezahlten, staatlichen) Job hat. Ansonsten die beste universitäre Ausbildung nichts nutzt.

Die überall präsenten Versuche, sich etwas Wohlstand durch kleine oder größere Unternehmen zu erarbeiten (sei es auch nur mit ein paar Türen Chips und ein paar Süßigkeiten in eigenen ‚Shop‘) – und die vielen sichtbaren gescheiterten Projekte.

Müll und Chaos allerorten, noch kaum ökologisches Bewusstsein. Brandrodung und erodierte Flächen inmitten der wertvollsten Urwaldflächen – um Weideflächen für die Viehzucht zu schaffen, die wiederum mehr Einkommen verspricht.

Naturschutzgebiete, die wiederum den alteingesessenen Volksstämmen verbieten, die Ressourcen des Urwaldes zu nutzen; weshalb diese um ihre Existenz fürchten.

Ursprüngliche wilde Wälder, in denen es total still ist, weil kein Vogel pfeift, keine Maus raschelt – alles leer gejagt, aufgegessen, auf dem Markt verkauft.

Hochumstrittene Staudammprojekte, finanziert von den reichen Nachbarstaaten, die natürlich auch davon profitieren. Während Laos sich verschuldet und die ehemaligen Anwohner das Nachsehen haben.

So viele Widersprüche, so viel fragwürdiges, so viele Fragen, über die ich mir kein Urteil erlauben mag. Und ich nichts weiter kann, als die ambivalenten Gefühle versuchen auszuhalten.

Und deshalb gibt es heute hier keine Fotos.

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